Porträt
Amos Gitai gilt als einer der angesehensten israelischen Filmschaffenden. Sein Werk, das seit Beginn der 1970er Jahre entsteht, stellt sowohl eine große Erzählung als auch eine kritische Analyse seines Heimatlandes dar. Krieg, Konflikt, Vertreibung, Geschichte, Erinnerung und das menschliche Dasein im Allgemeinen sind zentrale Themen in Gitais Werk.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich darüber hinaus ein Filmemacher, dessen Œuvre weitaus komplexer und reichhaltiger ist, als diese einfache Kategorisierung vermuten lässt. Gitais Kunst lässt sich vielleicht am besten als ständiger Aufruf zum Dialog verstehen, als ein radikal ergebnisoffenes Projekt, das sich in einer faszinierenden Vielfalt von Ansätzen und Geschichten manifestiert. Wie die meisten Dialoge im wirklichen Leben wandeln auch die Filme von Amos Gitai auf verschlungenen Wegen und enden oft, ohne einen Moment der Katharsis oder Auflösung zu erreichen. Und scheitern mitunter auch, getreu dem Beckett’schen Motto: „Gescheitert. Egal. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
Gitai kam 1950 in Haifa als Sohn von Efratia Margalit und Munio Gitai Weinraub zur Welt. Die Mutter war eine 1909 in Palästina geborene Intellektuelle und Lehrerin, deren Eltern der ersten Welle sozialistischer säkularer jüdischer Einwanderer angehörten, der Vater war ein aus Galizien stammender, am Bauhaus ausgebildeter Architekt. Erst nach seinem eigenen Architekturstudium entdeckte Gitai seine Liebe für das Kino – nicht zuletzt als Instrument der Subversion. Er begann seine Filmkarriere als Dokumentarist und setzt sich dabei von Anfang mit Themen auseinander, die von anderen Künstler:innen seiner Generation ignoriert wurden.
Sein Kino schreckt nicht davor zurück, die Gewalttätigkeit zu thematisieren, durch die Geschichte und Gegenwart seines Heimatlandes geprägt sind. Er ist ein scharfer Kritiker sowohl der israelischen Staatspolitik als auch der Rechtfertigung terroristischer Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als „Befreiungskampf“. Dennoch weigert er sich, an der Eskalation der sektiererischen Gewalt, des Hasses und der Spaltung teilzunehmen. Vielmehr ist ihm daran gelegen, Differenzen zwischen sozialen Schichten sowie unterschiedlichen und manchmal gegensätzlichen Glaubenssystemen durch Interaktion zu überbrücken. (Michael Loebenstein, Jurij Meden/gekürzte Fassung)
Das Österreichische Filmmuseum widmet Amos Gitai im Mai und Juni eine ausführliche Retrospektive. Im Rahmen des Festivals sind in Kooperation zwei seiner kürzeren Arbeiten zu sehen. (dhe)
Amos Gitai gilt als einer der angesehensten israelischen Filmschaffenden. Sein Werk, das seit Beginn der 1970er Jahre entsteht, stellt sowohl eine große Erzählung als auch eine kritische Analyse seines Heimatlandes dar. Krieg, Konflikt, Vertreibung, Geschichte, Erinnerung und das menschliche Dasein im Allgemeinen sind zentrale Themen in Gitais Werk.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich darüber hinaus ein Filmemacher, dessen Œuvre weitaus komplexer und reichhaltiger ist, als diese einfache Kategorisierung vermuten lässt. Gitais Kunst lässt sich vielleicht am besten als ständiger Aufruf zum Dialog verstehen, als ein radikal ergebnisoffenes Projekt, das sich in einer faszinierenden Vielfalt von Ansätzen und Geschichten manifestiert. Wie die meisten Dialoge im wirklichen Leben wandeln auch die Filme von Amos Gitai auf verschlungenen Wegen und enden oft, ohne einen Moment der Katharsis oder Auflösung zu erreichen. Und scheitern mitunter auch, getreu dem Beckett’schen Motto: „Gescheitert. Egal. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
Gitai kam 1950 in Haifa als Sohn von Efratia Margalit und Munio Gitai Weinraub zur Welt. Die Mutter war eine 1909 in Palästina geborene Intellektuelle und Lehrerin, deren Eltern der ersten Welle sozialistischer säkularer jüdischer Einwanderer angehörten, der Vater war ein aus Galizien stammender, am Bauhaus ausgebildeter Architekt. Erst nach seinem eigenen Architekturstudium entdeckte Gitai seine Liebe für das Kino – nicht zuletzt als Instrument der Subversion. Er begann seine Filmkarriere als Dokumentarist und setzt sich dabei von Anfang mit Themen auseinander, die von anderen Künstler:innen seiner Generation ignoriert wurden.
Sein Kino schreckt nicht davor zurück, die Gewalttätigkeit zu thematisieren, durch die Geschichte und Gegenwart seines Heimatlandes geprägt sind. Er ist ein scharfer Kritiker sowohl der israelischen Staatspolitik als auch der Rechtfertigung terroristischer Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als „Befreiungskampf“. Dennoch weigert er sich, an der Eskalation der sektiererischen Gewalt, des Hasses und der Spaltung teilzunehmen. Vielmehr ist ihm daran gelegen, Differenzen zwischen sozialen Schichten sowie unterschiedlichen und manchmal gegensätzlichen Glaubenssystemen durch Interaktion zu überbrücken. (Michael Loebenstein, Jurij Meden/gekürzte Fassung)
Das Österreichische Filmmuseum widmet Amos Gitai im Mai und Juni eine ausführliche Retrospektive. Im Rahmen des Festivals sind in Kooperation zwei seiner kürzeren Arbeiten zu sehen. (dhe)